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Interview: Wyst

**englisch below**

Clay (Erzähler und Texter): Wir machten bereits einige Jahre gemeinsam Musik als Tony mit einer etwas anderen Idee für eine neue Band auf mich zu kam und mir einen Posten am Mikro anbot, allerdings mit der Bitte zu sprechen statt zu singen.

Tony (Komponist, Drehleier und Dudelsack): Ich schreibe und arrangiere unsere Lieder. Mir ist das Zusammenführen von Gegensätzen ein ganz besonderer Reiz. So dreht sich bei uns alles um die Verschmelzung von mittelalterlichen, fantastischen Themen mit elektronischen, industriellen Beats. Wir spielen Dudelsack und Drehleier auf stampfende Maschinenklänge und synthetische Keyboards und erzählen dazu Geschichten von Rittern und Burgen.

Clay: Das schwebte so zusagen seit frühster Jugend schon mit. Mein Bruder, mit dem ich mir ein Zimmer teilte, brachte mich anfangs dem Metal näher, Rammstein waren noch newcomer und schlugen die Brücke zur Gothic Szene. In der Berufsschule dann erste theatralische Auftritte zur Musik von Lacrimosa und Samsas Traum vom CD-Player. In etwa dieser Zeit lernte ich Tony in nem düsteren Studentenclub kennen. Den ersten Proberaum haben wir dann vor über einem Jahrzehnt angemietet.

Tony: Zu erst war da das Radio, dann waren da Kassetten und Schallplatten der Eltern. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Moment als mir als Kind das erste Mal ELO mit ihrem Mix aus Streichern und Rock begegneten. Später wuchs der Wunsch, selbst ein Instrument zu spielen. So führte eines zum anderen und nun machen wir Mittelalterelektro.

Clay: Bislang nicht, aber Wyst ist ein Projekt aus Leidenschaft und Entschlossenheit und wir sind gespannt und neugierig wohin uns das noch bringt.

Tony: Abseits der Bühne sind wir im Bildungswesen, Sozialwesen, der Bürokratie und auch im Sport tätig. Clay, unser Erzähler, leitet auch noch Fitnesskurse, einige Teilnehmer kommen auch tatsächlich wegen seiner Stimme und wissen dabei nicht einmal um sein künstlerisches Schaffen.

Tony: Ich beginne mit einem Gefühl, und suchen Worte um dieses auszudrücken. Oft begegnen uns Zitate in Büchern, Filmen oder mittelalterlichen Quellen, welche die Fantasie anregen. Gleich einer Pflanze wächst so ein Geflecht verschiedener Ideen mit jedem weiteren Gedanken an, zu einem Lied. Um bei der Beschreibung einer Pflanze zu bleiben: Auch Wildwuchs ist durchaus erwünscht, so führt dies zu Verzweigungen und Ästen welche sich zu einem gesamten Album verwachsen.

Clay: Manche Melodien verlangen einfach nach einem Text und mancher Text fordert Vertonung.

Tony: Neben guten und schlechten Filmen der Popkultur regen mich oft auch reale Orte, alte Gebäude, Burgen, Klöster und Ruinen immer wieder zu neuen Stücken an.

Aber auch Clay, unser Erzähler ist ein Quell immer neuer Texte, Gedichte und Erzählungen.

Clay: Ich lese Bücher mit Augen und Mund und rege mich so fortwährend an, wie etwas Erzählt, betont und gemeint sein kann. Vor allem bei Werken die einer lang vergangenen Zeit entstammen, komme ich so auf immer neue Ideen, ohne dass ich mich den ursprünglichen Zusammenhang plagiiere. Es ist eine Vielzahl aus erlebten, dass sich verknüpft.

Clay: Entsprechend dem Anlass spielen wir verschiedene Arten von Konzerten: zum einen sind da die epischen Festival-Bühnenshows, mit Fahnenschwänkern, Dudelsack, Drehleier, E- Gitarre und gleich 2 Vocalisten, zum anderen gibt es auch die Lesungssets, bei denen ich erzählerisch umrahmt von der Drehleier eine viel intimere Atmosphäre erzeuge.

Tony: Hinzu kommt, dass jedem Konzert eine eigene Story zugrunde liegt. Auch wenn  verschiedene Elemente mit Gewissheit immer wieder kehren, ergeben sich doch immer wieder neue Erzählstränge aus unseren Liedern, welche sich auch uns teils erst live auf der Bühne, durch den Kontext mit der Location und der Spielzeit offenbaren. So war es ein sehr besonderer Moment als wir nach langer live Pause, das erste Mal auf einer großen Festivalbühne standen und unser Sänger mit seiner Ansprache:
“Außerhalb dieser Mauern … ” nicht nur unser Konzert, sondern das gesamte Festival eröffnete.
Als in dem Moment Menschen zur Bühne strömten und voll Vorfreude lauschten.
Das Gefühl, die Vorfreude auf ein Festivalwochenende nach einer so langen Unterbrechung, war nahezu greifbar.

Tony: Für uns ist Musik das Blatt Papier, die Tinte und der Federkiel, um eine Fantasy- Welt zum eintauchen zu eröffnen. Uns ist bewusst, dass gleich einer Theaterbühne, Kulissen und Kostüme kaum den Eindruck einer epischen Reise vermitteln können. Zusammen mit Melodien von historischen und synthetischen Instrumenten können wir Emotionen wecken, welche der Erfahrung einer wirklichen epischen Reise wohl immer noch näher kommen, als alle Eindrücke, welche uns im Alltag womöglich begegnen können. Musik ist also der Schlüssel zu einer Tür, welche uns in eine fantasievolle Welt führt, in die auch wir selbst nur allzu gern immer wieder eintauchen.

Clay: Musik ist mir Freiheit und Heilung. Sie zeigt mir eine Landschaft und lässt mich sein. Und wenn Musik traurig ist, dann lässt sie mich dort auch traurig sein dürfen. Sie hilft mir, die Masken tägliche Erfüllens vor mir selbst nieder zunehmen und zuzulassen. Höre ich Musik, höre ich mir ein Stück weit immer selbst zu.

Tony: Radio, MDR Kultur ist stets für eine Überraschung gut. Doch auf den gemeinsamen Fahrten zum nächsten Konzert bauen wir auf vertrautes und finden wir uns häufig bei den 80ern wieder.

Clay: Aber falls hier noch jemand auf eine wilde Auflistung von Lieblingsbands hofft: Adversus, Angizia, Amduscia, Cephalgy, Cyborg Attack, Diary of Dreams, Dragol, E Nomine, Heimataerde, In Extremo, Janus, Schandmaul, Samsas Traum, Stillste Stund, Subway to Sally, Summoning, Tanzwut.

Tony: Vorbild sind uns moderne Theateraufführungen, Filme, Bücher und natürlich Musiker welche sich an mittelalterlichen Quellen bedienen. 

Clay: Auch stilistisch sind wir geprägt von aufwühlender Unerbittlichkeit von Samsas Traum, dem pathetisch ausholenden von E Nomine, sowie den tragisch verwobenen von Janus und vielen weiteren Eindrücken.

Tony: 1. Wir brennen darauf immer neues Publikum mit unserem Genre Mix zu konfrontieren. 
2. Wir haben bereits in der Gothic, Mittelalter, Electro und auch Metal-Szene überzeugt. 
Clay: 3. Ich kann keine 2 Tage am Stück die Füße still halten, auch nicht im Urlaub. Mein Geist verlangt nach Austausch und Eindrücken, wahrzunehmen und wahrgenommen zu werden.
Tony: 4. Jeder von uns ist neben Wyst noch in anderen Projekten auf Bühnen unterwegs.
Clay: 5. Wir haben das Potential unserer Genrekreation noch lange nicht ausgeschöpft.

Clay: Wir haben in all den Jahren keine großen Kampagnen gefahren, oder Groß für uns geworben, aber Ihr habt uns gefunden und wir euch und ein jeder auf seine Weise. Wir sind dankbar für euren großartigen Support, und das ihr so viel von uns berichtet. Wir freuen uns sehr auf die nächsten Jahre!

Clay: Als Jahres Abschluss luden wir am 04.11.23 zu einem Konzertabend ein, bei dem wir Bands eingeladen haben, welchen wir in diesem Festival Jahr begegneten und welche uns begeistert haben.
So war es mit Totentanz Strumpfsockig, Drac Noroc und Vera Lux ein überwältigender, düster, mittelalterlicher Abend beim Medyval II. Die Stimmung war großartig, die Halle war voll, die Bar war am Ende des Abends nahezu leergefegt.

Wir freuen uns schon darauf, unser Medyval zu gegebenem Anlass zu wiederholen.

Tony: Hinter den Kulissen arbeiten wir an den letzten Zügen des neuen Albums.
Wir freuen uns alle schon sehr auf die neuen Lieder, welche wir in vollem Umfang erstmals auf dem BMF 2024 präsentieren werden.

Links

https://www.facebook.com/wystMedieval
https://wystmedieval.bandcamp.com/


Clay (narrator and lyricist): We had been making music together for a few years when Tony approached me with a slightly different idea for a new band and offered me a position on the mic, but asking me to speak instead of sing.

Tony (composer, hurdy-gurdy and bagpipes): I write and arrange our songs. Bringing opposites together is a very special attraction for me. So for us it’s all about the fusion of medieval, fantastic themes with electronic, industrial beats. We play bagpipes and hurdy-gurdy on pounding machine sounds and synthetic keyboards and tell stories of knights and castles.

Clay: It’s something that’s been floating around since I was very young. My brother, with whom I shared a room, introduced me to metal at the beginning, Rammstein were still newcomers and built a bridge to the gothic scene. At vocational school, I gave my first theatrical performances to the music of Lacrimosa and Samsa’s Dream from the CD player. It was around this time that I met Tony in a gloomy student club. We rented our first rehearsal room over a decade ago.

Tony: First there was the radio, then there were cassettes and records from my parents. I still remember very well the first time I heard ELO as a child with their mix of strings and rock. Later, the desire to play an instrument myself grew. So one thing led to another and now we make medieval electro.

Clay: Not yet, but Wyst is a project of passion and determination and we’re excited and curious to see where it takes us.

Tony: Away from the stage we are involved in education, social work, bureaucracy and also sport. Clay, our narrator, also runs fitness classes, some participants actually come for his voice and don’t even know about his artistic work.

Tony: I start with a feeling and look for words to express it. We often come across quotes in books, films or medieval sources that stimulate the imagination. Like a plant, a network of different ideas grows into a song with each new thought. To stay with the description of a plant: Wild growth is also desirable, leading to branches and twigs that grow into an entire album.

Clay: Some melodies simply demand a lyric and some lyrics demand to be set to music.

Tony: In addition to good and bad pop culture films, real places, old buildings, castles, monasteries and ruins often inspire me to create new pieces.

But Clay, our narrator, is also a constant source of new texts, poems and stories.

Clay: “I read books with my eyes and mouth and am constantly stimulated by how something can be told, emphasized and meant. Particularly with works that come from a time long past, I always come up with new ideas without plagiarizing the original context. It is a multitude of experiences that come together.

Clay: We play different types of concerts depending on the occasion: on the one hand there are the epic festival stage shows, with flag wavers, bagpipes, hurdy-gurdy, electric guitar and two vocalists, on the other hand there are also the reading sets, where I create a much more intimate atmosphere with narration framed by the hurdy-gurdy.

Tony: In addition, each concert is based on its own story. Even if various elements are certain to recur, new narrative threads always emerge from our songs, some of which only reveal themselves to us live on stage, through the context of the location and the playing time. So it was a very special moment when we stood on a big festival stage for the first time after a long live break and our singer gave his speech:
“Outside these walls … ” not only opened our concert, but the whole festival.
At that moment, people flocked to the stage and listened in anticipation.
The feeling, the anticipation of a festival weekend after such a long interruption, was almost tangible.

Tony: For us, music is the sheet of paper, the ink and the quill pen to open up a fantasy world to dive into. We are aware that, like a theater stage, sets and costumes can hardly convey the impression of an epic journey. Together with melodies from historical and synthetic instruments, we can evoke emotions that come closer to the experience of a real epic journey than any impressions we might encounter in everyday life. So music is the key to a door that leads us into an imaginative world that we ourselves are only too happy to dive into again and again.

Clay: Music is freedom and healing for me. It shows me a landscape and lets me be. And if music is sad, then it allows me to be sad there too. It helps me to take down the masks of daily fulfillment and allow myself to be. When I listen to music, I always listen to myself to a certain extent.

Tony: Radio, MDR Kultur is always good for a surprise. But on our trips to the next concert together, we rely on the familiar and often find ourselves listening to the 80s.

Clay: But in case anyone here is still hoping for a wild list of favorite bands: Adversus, Angizia, Amduscia, Cephalgy, Cyborg Attack, Diary of Dreams, Dragol, E Nomine, Heimataerde, In Extremo, Janus, Schandmaul, Samsas Traum, Stillste Stund, Subway to Sally, Summoning, Tanzwut.

Tony: We are inspired by modern theater performances, films, books and of course musicians who draw on medieval sources.

Clay: Stylistically we are also influenced by the stirring relentlessness of Samsa’s Dream, the pathetic sweep of E Nomine, the tragic interweaving of Janus and many other impressions.

Tony: 1. we are always eager to confront new audiences with our genre mix.
2. we have already convinced in the gothic, medieval, electro and metal scene.
Clay: 3. I can’t keep my feet still for two days at a time, not even on vacation. My mind demands exchange and impressions, to perceive and be perceived.
Tony: 4. each of us is on stage in other projects besides Wyst.
Clay: 5. we have by no means exhausted the potential of our genre creation.

Clay: We haven’t run any big campaigns or promoted ourselves in all these years, but you found us and we found you, each in our own way. We are grateful for your great support, and that you tell so much about us. We are really looking forward to the next years!

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